CO2 neutrales Wärmenetz in und für Osdorf

– Besuch von Gemeindevertretern bei der „BürgerGemeindeWerke Breklum eG“ –

Im September 2022 wurde der Abschlussbericht für das energetische Quartierskonzept der Planungsgruppe GP JOULE Think GmbH & Co. KG & EcoWert 360° GmbH vorgestellt.

Aus dem Konzept resultiert ein Maßnahmenkatalog für das Sanierungsmanagement, welcher insbesondere die Realisierung einer COneutralen Wärmeversorgung hoch priorisiert.
Eine erste Maßnahme in diesem Katalog betrifft die „Findung eines Betreibermodells“.

Um näher in die Thematik einzusteigen, lag es nahe, sich nach einer Gemeinde umzuschauen, die bereits ein ähnliches Konzept umgesetzt hat, um von den dort gemachten Erfahrungen zu profitieren. Nach kurzer Recherche wurde die Gemeinde Breklum im Herzen Nordfrieslands gefunden, und mit dem Vorstand der BürgerGemeindeWerke  Breklum eG ein Gesprächstermin vereinbart.

Am 25.11.2022 machen wir uns bei Regenwetter im E-Mobil auf den Weg nach Breklum, welches mit 2500 Einwohnern und etwa 800 Häusern ähnlich groß wie Osdorf ist . Wir, das sind Bürgermeister Helge Kohrt, Niels Bielefeld (beide SPD), Joachim Iwers, Rolf Ohlsen und Michael Voelkel (alle drei WgO).  Nach gut 70 Minuten Fahrt werden wir von dem geschäftsführenden Vorstand Dr. Heiko Hansen, und dem ehrenamtlichen Vorstand Uwe Carstensen herzlich empfangen und in den mit Gebäck und Getränken vorbereiteten Besprechungsraum geführt. Wir sind schnell beim „Du“ und erfahren, dass Herr Dr. Hansen den kaufmännischen Bereich verantwortet, während Herr Carstensen sich ehrenamtlich um den technischen Bereich kümmert. Beide Herren sind im Dorf „verwurzelt“, wie sie sagen.

Im Bild (v.L.): Dr. Heiko Hansen, Uwe Carstensen

Herr Dr. Hansen berichtet, dass er und Herr Carstensen erst im August 2019 zum Einsatz gekommen sind, nachdem das ganze Wärmenetz-Projekt wegen Insolvenz des Generalunternehmers 2018 in eine prekäre Schieflage geraten war. Aus dieser konnte man sich nur durch eine diversifizierte Auftragsvergabe, die Teilung von Verantwortlichkeiten für Controlling und Bauaufsicht sowie zusätzlicher Investitionen befreien.

Mit Erfolg wurde der erste von derzeit 4 geplanten Bauabschnitten in 2020 abgeschlossen.  Pro Bauabschnitt plant man etwa 2 Jahre Bauzeit ein. In 2020 wurden über ein 3,6 km langes Netz 2.648 Megawattstunden von 60 angeschlossenen Teilnehmern abgenommen.

Die Anschlussquote liegt für alle Bauabschnitte bei derzeit etwa 40%. Diese Quote reicht vollkommen aus, um den Mitgliedern der Genossenschaft eine gegenüber anderen Anbietern preislich konkurrenzlose Wärmeversorgung zu sichern.

Neben einer sehr detailreichen Diskussion über den Anschub des Wärmenetzprojektes, Förderprogramme, Kreditvergaben und Baukosten, die ich an dieser Stelle nicht näher ausführe, kommt die Sprache auch auf die Anschluss- und Betriebskosten für die Endabnehmerinnen und Endabnehmer.

Für den Hausanschluss erwerben die Mitglieder der Genossenschaft derzeit 50 Genossenschaftsanteile je 100,– €, die nicht verzinst werden. Der Haus-Anschluss wird für die Genossinnen und Genossen ansonsten kostenfrei erstellt. Im Rahmen der Energie-Abnahme wird ein Jahres-Grundbetrag von 26,59 € je kw Wärme-Anschlussleistung berechnet. Hinzu kommt der Arbeitsbetrag je abgenommene Wärme-kwh von derzeit etwa 10 ct. Eine moderate Erhöhung dieser Beträge ist in 2023 zu erwarten. Bei einer Anschlussleistung von 10 kw und einem Jahres-Verbrauch von 20.000 kwh ergibt sich daher eine Jahresendbetrag von derzeit etwa 2.265,90 €. Herr Carstens erläutert, dass die Wärmeleistung in Breklum derzeit keineswegs COneutral erbracht wird, da man zu mehr als 70% Erdgas als Energieträger verwendet. Man plant aber auch für Breklum den verstärkten Einsatz regenerativer Energien. Insofern passt es sehr gut, dass Osdorf gleich von vornherein den COneutralen Ansatz für die lokale Wärmeenergiegewinnung priorisiert, da man dann einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch untereinander pflegen kann.

Im Bild (v.L.) Niels Bienefeld, Helge Kohrt, Dr. Heiko Hansen, Uwe Carstens, Joachim Iwers, Rolf Ohlsen (Fotos: Michael Voelkel)

Helge Kohrt und Joachim Iwers resümieren, dass dieser Gesprächstermin viele neue Erkenntnisse für die Planung des Osdorfer Wärmenetzprojektes gebracht hat. Mit einem herzlichen „Dankeschön“ für die Mühe und Zeit von Herrn Dr. Hansen und Herrn Carstens verabschiedet man sich – bis zum nächsten Gespräch.

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